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Kajak Schnupperkurs im Höllental

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  • K.Sporty wrote on 6.9.2011 - 15:19

    Idyllische Landschaften jenseits des Massentourismus. Beschauliches Wasserbummeln, Fahrten über Seen und gemächlich strömende Gewässer bringen Ruhe und Erholung vom Stress des Alltags. Urwüchsiger Gewässer vermitteln neben dem Hauch von abenteuerlichem Erlebnis den nachhaltigen Eindruck von der Urkraft der Natur. Kajakfahren ist Naturgenuss vom Feinsten.

    Mit Naturgewalten auf Tuchfühlung gehen und dabei versuchen, diese zu beherrschen. Die Betonung liegt auf "versuchen"; denn bezwingen kann man die Natur nicht - bestenfalls kann man als Lehrling vom Meister abschauen und ehrfürchtig von diesem lernen. Befolgt man diesen Grundsatz, ist ein unvergessliches Abenteuer garantiert. Im Kajak betritt man eine Welt, in der physikalische Gesetzesmäßigkeiten scheinbar ausser Kraft sind; obwohl das Wasser doch nur abwärts und vor allem in eine Richtung fließt, scheint sich der Kajakfahrer gegen dreidimensional wirkende Kräfte stemmen zu müssen: rechts, links, oben, unten, Drehung um die eigene Achse, und wenn es ganz wild hergeht dann findet man sich unter Wasser wieder - so oder so ähnlich kann es einem ergehen. Doch macht genau diese Mixtur den Reiz an dieser Extremsportart aus. Und solange die Dosis auf entsprechendem Niveau gehalten wird, also solange man sich immer vor Augen hält, wer in diesem Kräftemessen der Stärkere ist und dementsprechend an die Sache herangeht, solange wird es keine "giftigen" Überraschungen geben - denn bekanntermaßen macht ja die Dosis das Gift. Dass es leider immer wieder tödliche Unfälle gibt beweist, dass Selbstüberschätzung der Vernunft oft den Rang abläuft.

    Voraussetzungen
    Abgesehen von einer gesunden Portion Respekt vor der zu bezwingenden Materie sind die individuellen Voraussetzungen überschaubar: Kajakfahren kann in jedem Alter betrieben werden. Um selbstständig paddeln zu lernen, sollten Kinder 8 Jahre alt sein. Unabhängig vom Alter müssen Kajakfahrer schwimmen können, um im Falle einer Kenterung das sichere Ufer erreichen zu können. Der Deutsche Fachverband empfiehlt auf seiner Seite eine regelmäßige ärztliche Untersuchung, um unerkannte gesundheitliche Risiken auszuschließen. Falls bereits chronischen Krankheiten bekannt sind, sollte vorher mit einem Arzt abgeklärt werden, ob dieser Einwände gegen den Sport hat. Ansonsten braucht man etwas Kraft in den Oberarmen und Schultern und ein wenig Kondition sollte auch vorhanden sein. Des weiteren kann man je nach körperlichen Fähigkeiten das Gewässer wählen. Wildflüsse sind nach ihrer Schwierigkeit bewertet. Dazu wurde durch die Kommission der Internationalen Canu Föderation eine Schwierigkeitstabelle erarbeitet. Diese ist mittlerweile weltweit anerkannt und gültig. Wer sich nicht im Kajak alleine auf seine eigenen Fähigkeiten verlassen will, kann sich mit Gleichgesinnten zusammen tun und den Fluss beim Raften in einem Schlauchboot bezwingen. Wem Wildwasser eine Spur zu gefährlich ist, der kann auf ruhende Gewässer wie beispielsweise einen See ausweichen und dort seine Runden im Kajak drehen.
    Mit diesem Grundwissen können Interessierte schon mal erste vorsichtige "Gehversuche" in der ungewohnten Umgebung wagen. Sowas sollte man sich nicht zweimal sagen lassen; mit einer gesunden Portion Selbstvertrauen hab ich mich ins südliche Niederösterreich auf den Weg gemacht, um den Geheimnissen vom Kajaken auf die Spur zu kommen.
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    Begleitet hat mich ein langjähriger, erfahrener Profi-Kajaker. Als guten Einstand ins pure Abenteuer hat er ein leicht bis mittelschweres Gewässer ausgesucht - die Schwarza im Höllental. Nomen est Omen? - weit gefehlt. "Die Schwarza bietet in der Schwierigkeitskategorie 1-3 sowohl Anfängern als auch Fortgeschrittenen Kajakspass pur", sagt mir der Kajaker. Als Anfänger konnte ich mich selbst davon überzeugen. Der Sport sei angeblich ganz einfach, wenn man genügend geübt hat, erzählt mir der erfahrene Kajaker weiter. "Es ist wie mit dem Fahrradfahren: Wenn man einmal Radfahren kann, verlernt man es nie." Kajaken sei autodidaktisch erlernbar, doch ist das die mühseligste Variante. Am Besten ist das Kajaken im Verein zu erlernen. Viele Vereine bieten kurse für Anfänger an, die auch von Nichtmitgliedern besucht werden können. Das Erlernen im Verein bietet einige Vorteile: im geselligen Beisammensein mehrerer Gleichgesinnter wird das Kajaken unter qualifizierter Anleitung vermittelt - der viel zitierte Ausspruch "Wir sitzen alle im selben Boot" steht hier wohl beispielhaft für viele Bereiche gemeinschaftlicher Interkation. Weiterer Vorteil bei Vereinsfahrten ist ein umfangreicher Versicherungsschutz, den Individualsportler wohl nicht immer haben. Weiters lassen sich im Verein viele verschiedene Modelle des Kajaksports probefahren: ob Wander,- Zweier- oder Wildwasserkajaks, Schlauch- oder Faltboote.

    Material/Ausrüstung
    "Wichtig vor dem erstmaligen Einstieg ins Wasser ist Materialkunde und bestimmte Manöver theoretisch durchzuspielen. Denn wenn man kentert, geht alles sehr schnell. Da sollten dann die wichtigsten Handgriffe vorher besprochen sein", erläutert mir der Profi. Die wichtigsten Ausrüstungsgegenstände sind Helm, Schwimmweste und passendes Schuhwerk, das nicht beim Schwimmen behindert und ausreichend Schutz vor Verletzungen beim Aussteigen bietet (z.B. Wassersportschuhe oder Füßlinge). Einige Paddler tragen spezielle Funktionsunterwäsche und Paddeljacken/hosen, um den Körper vor dem eisigen Wasser relativ warm zu halten. Um das Kajak unsinkbar zu machen, gehören zur Ausrüstung im Rumpf verteilte Auftriebskörper, falls das Boot nicht durch Schotten unterteilt ist. Das Eindringen von Wasser kann durch das Verwenden einer Spritzdecke aus Nylon oder Neopren vermindert werden, falls der Fahrer ausreichend mit deren Handhabung vertraut ist, um beim Kentern problemlos aussteigen zu können. Dieses Aussteigen sollte - wie bereits erwähnt - vor dem Einstieg ins Wasser im Trockenen durchgespielt werden.
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    Viele See- und Tourenkajaks und alle Rennkajaks sind zusätzlich mit einem Steuer versehen, um das Boot auf Kurs zu halten. Dies besteht aus einer Steuerflosse im Heck (entweder unter dem Heck oder hinten am Heck) und wird über einen Seilzug mit den Füßen bedient. Die Steuerflosse kann einziehbar sein, damit sie im flachen Wasser keinen Schaden nimmt. Besonders beim Tourenkajaken, wo die Boote genügend Stauraum bieten, wird gerade bei längeren Touren Wechselkleidung und teilweise auch Campingbedarf mitgenommen.
    Sämtliches Material ist in den verschiedenen Kajakschulen vor Ort ausleihbar. Und bei Kursen ist selbstverständlich das Material im Preis inkludiert.

    Pegelstände/Gefahren
    "Ausrüstung und fahrtechnisches Können müssen auf das einzelne Gewässer abgestimmt sein. Sorgfältige Fahrtenplanung unter Einbezug des Gewässers (Pegelstände und mögliche Gefahrenstellen), Wahl des Kajaks und der richtigen Ausrüstung, Berücksichtigung der Teilnehmer, deren Kenntnisse, Erfahrungen und Fähigkeiten sollten an oberster Stelle bei jedem obligatorischen Sicherheitscheck sein", warnt mich der Profi. Wildwasserführende Gewässer unterliegen sich schnell verändernden Pegelständen. Diese bringt man am besten vor jeder Ausfahrt in Erfahrung. Die aktuellsten Informationen zu den wichtigen Umweltbedingungen lassen sich auf den einschlägigen Internetseiten abrufen.
    Mit derartigem Wissen und unter fachkundiger "Aufsicht" wage ich mich vorsichtig ins Wasser und merke schnell, dass das Ganze eine ziemlich wacklige Angelegenheit zu sein scheint. Jeder Paddelschlag wird zur Gratwanderung zwischen Vortrieb und Kentern. Auch das Wasser scheint nicht das zu tun, was ich eigentlich von ihm will. Wie wild schäumt es um mich herum und vieles davon landes als Spritzwasser in meinem Gesicht; es scheint, also ob das Wasser gegen den Eindringling ankämpft. Doch nach einigen Minuten Kampf geht es etwas besser und ich kann schon selbständig einige Manöver im leichten Gewässer ausführen. Für mehr wird es für den Anfang nicht reichen - ich finde mich damit ab. Schade. Aber die Sicherheit geht vor! Den Grundsatz nicht gegen das Wasser, sondern mit dem Wasser zu fahren, hab ich schnell begriffen. Am Ende des Tages kann ich auf eine tolle Erfahrung mehr zurückblicken. All jenen, die das auch mal probieren möchten, sei ein sportliches Abenteur garantiert.
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    Weblinks
    Österreichische Kajakseite mit vielen wichtigen Infos
    http://kajak.at/61/index.html

    Deutscher Kanu-Verband
    http://www.kanu.de

    Internationalen Canu Föderation
    http://www.canoeicf.com

     

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